Reparaturtipps

Das Repair-Café-Team bei der Arbeit

Bemerkenswert ist immer wieder die Flexibilität, mit der das Team selbst auf defekte Gegenstände reagiert, die es zum erstenmal in die Hände bekommt und manchmal auch zum ersten Mal von deren Existenz erfährt.

Da die Mitglieder aus verschiedenen Berufsgruppen stammen, hilft vielfach eine Frage in die Runde und die gegenseitige Hilfe, wie man das Gerät öffnet, wie man an das Ersatzteil kommt oder wie man ggfs. durch Eigenbau einen adäquaten Ersatz für das defekte Teil schafft.

Blockierte Schublade beim Blu-Ray Player

Konstruktionsfehler oder missglückter Reparaturversuch?

Mit eingelegter CD bzw. DVD funktionierte der Player einwandfrei. Mit leerer Schublade blieb die Schublade im Player hängen. Ein Versuch ohne Gegenlager öffnete die Schublade auch ohne DVD einwandfrei.

Bei genauer Betrachtung des Öffnungsvorganges zeigte sich, das die Traverse mit dem Gegenlager sich durchbog und somit verhinderte, dass die Schublade herausfuhr.

Grund war die zu starke Magnetkraft des Ringmagneten im Gegenlager, der dafür sorgt, das der Informationsträger korrekt zentriert und fixiert wird. Sobald eine Scheibe im Laufwerk liegt, wird durch die Dicke der Scheibe verhindert, dass der Magnet direkt an dem Antrieb haften bleibt.

Der erste Gedanke war, dass die Traverse mit dem Gegenlager zu schwach ausgelegt war und wir durch eine Verstärkung mittels Alu-Strebe das Durchbiegen verhindern könnten. Mechanisch nicht ganz unkritisch, da auch nur wenig Platz im Gehäuse ist. Dann kam uns die Idee, die Magnetkraft zu reduzieren, indem man zwischen Magnet und Antrieb eine Unterlegscheibe aus Metall legt. Siehe da, das hatte schon den gewünschten Erfolg. Da diese Lösung aber nicht für den normalen Betrieb geeignet schien, ersetzte wir die Unterlegscheibe durch mehrere Schichten Isolierband. Das reichte dann auch. Beim Anlauf des Antriebs ruschte der Informationsträger zwar kurzzeitig mit leisem Kratzgeräusch durch, lief dann aber einwandfrei.

Die Frage zum Schluß bliebt dann allerdings offen, warum der Ringmagnet bei leerer Schublade eine so starke Kraft ausübte, dass die Traverse sich durchbog. War es ein Kontruktionsfehler in der Stabilität/Steifheit der Traverse oder hatte jemand zuvor bei einem Reparaturversuch den beschriebenen Dämpfer entfernt?

Saisonreparaturen im Repair-Café

Eine besondere Form einer Weihnachtspyramide kommt uns am 2. Advent 2014 auf den Tisch. Schon die bunten Pferdchen auf zwei Etagen und das weiß-rote Zirkusdach lockt alle jung gebliebenen Reparateure an den Arbeitstisch.

Da der Antrieb das Karussell nicht mehr in Drehung versetzt, ist klar, dass wir an den inneren Aufbau müssen. Zunächst ist auch der Ideenreichtum aller gefragt, da es wieder ein Problem beim Öffnen des Spielzeugs gibt. Weder Schraube noch Klammer sind bei der ersten Inaugen-scheinnahme erkennbar, mittels der man das Gehäuse öffnen könnte. Nachdem sich die Expertenrunde über den zwar nur von außen sichtbaren Aufbau des Karussells klar geworden ist, kann nur eine Lösung in Frage kommen: Man muss das Dach abnehmen können, damit man die Drehteller des Karussells nach oben abziehen kann.

Und so wird denn die goldene Krone vorsichtig aus dem Zeltdach gezogen. Und siehe da, hierunter verbirgt sich die Mutter, die das Drehteil auf der Mittenachse fixiert. Der konkrete Fehler ist ein verrutschtes Zahnrad im Antriebsblock, das mit unserem Spezialkleber auf der Achse befestigt wird. Nachdem alle Gleitstellen für die Auf- und Abbewegungen der Karussellpferdchen neu gefettet wurden, kann der Zusammenbau wieder Stück für Stück vorgenommen werden.

Der Besitzer wird diese Reparatur sicherlich als ein besonderes Weihnachtsgeschenk werten und kann sich während der kommenden Feiertage wieder an die schöne Kindheitserinnerung erfreuen.

Text von Johannes Pütter

Pendeluhr tickt nicht mehr sauber

Kein Wunder das die Uhr nicht mehr tickt, wenn wesentliche Teile des Pendels fehlen und die Uhr bereits einige Jahre ungenutzt auf dem Dachboden im Staub verbracht hat.

Mit Günter haben wir ein neues Mitglied im Team, der als gelernter Werkzeugmacher nach einer Umschulung zunächst in der Berufsausbildung Jugendlicher und anschließend als Hauptschullehrer tätig war. Doch seine Wurzeln kann er nicht verleugnen und so nahm er sich der Uhr mit großem Engagement an. Nachdem er die Uhr vom Gehäuse befreit hatte, konnte er sich dem inneren Aufbau widmen und sah bei fehlender Pendelfeder und Pendelzwischenstück zunächst keine Chance einer Reparatur.

Wie bereits in einer früheren Reparaturhilfe beschrieben, kommt man ohne Improvisationstalent in solchen Fällen nicht weiter. Aus einem Stückchen Federstahl einer alten Fühlerlehre wurde die Pendelfeder und das Zwischenstück aus einer Fahrradspeiche nachgebildet. Jetzt gilt es noch die genaue Länge des Pendel zu bestimmen. Zur Hilfe kommen hier Längenangaben des Pendel, die auf dem Rahmen des Uhrgehäuses eingraviert sind.

Sicherlich ist noch etwas Feinabstimmung nötig und die Uhr kann wieder ihren angestammten Platz im Wohnzimmer einnehmen.

Text von Johannes Pütter